CBD – legaler Alleskönner aus Hanf
Ein neues Nahrungsergänzungsmittel revolutioniert den
Markt: Produkte mit CBD können vielerlei Beschwerden lindern – wenn hochwertige
Mittel gekauft werden.
Am Hauptbahnhof in München weht nun öfter ein sanfter Duft von
Marihuana durch die Luft und verwirrt die Passanten. Ist das in Deutschland
nicht verboten, scheinen sie sich zu fragen, während sie zum Zug hetzen oder
gemütlich durch das Gebäude schlendern. Getrocknete Hanfblüten, Hanföl,
-schokolade und -lutscher gibt es dort in einem kleinen Shop zu kaufen – völlig
legal und ohne ärztliche Verordnung. Die Einrichtung erinnert an ein
Hipster-Geschäft, die Produkte werden über eine schneeweiße Theke gereicht und
die Retro-Schränke erinnern an eine Apotheke. Der Verkäufer sieht nicht aus wie
Bob Marleys Anhänger und begrüßt seine Kundschaft auch nicht mit einem
entspannten „Was geht, Mann“.
Die Produkte enthalten kein THC, also den Stoff, der
Cannabis die berauschende Wirkung verleiht. Stattdessen enthalten sie Cannabidiol
(CBD), ein Molekül, das aus der weiblichen Hanfpflanze stammt und
antientzündlich, angstlösend und entspannend wirkt – bei Mensch und Tier – auch
auf die Muskulatur. Es bindet an Rezeptoren im körpereigenen
Endocannabinoidsystem. Während THC im Cannabis für den aktivierenden und
psychoaktiven Rausch sorgt, ist CBD das beruhigende und neuroprotektive
Ambivalent. Lediglich drei Tropfen werden unter die Zunge gegeben, um
Nervosität, Kopfschmerzen oder Entzündungen verschwinden zu lassen. Das
jedenfalls versprechen zahlreiche begeisterte Konsumenten. Das dunkelgrüne
Hanföl kommt als Kapsel oder als Tropfen daher, hat einen bitteren Geschmack
mit pflanzlicher Würze, die an den Geruch feuchter Erde oder Moos erinnert.
Hierzulande ist CBD in Drogerien, an Kiosks oder online frei
verkäuflich, Start-ups und Geschäfte schießen in Großstädten wie Pilze aus dem
Boden. Namhafte Hersteller tüfteln bereits an Softdrinks, die CBD enthalten. Die
Konsumenten sind begeistert, haben sie doch ein Mittel gegen Depressionen,
Muskelspasmen und chronische Gelenkschmerzen gefunden. Schmerzpatienten
wiederum berichten enttäuscht, dass sie von der Wirkung des Hanfelixiers nichts
spüren. CBD genießt ein Dasein zwischen seriösem Medikament und Naturprodukt
und einem neuen „Legal High“.
Zusätzliche Verwirrung stiftet die Tatsache, dass es
Händlern von CBD-Öl nicht erlaubt ist, Dosierungsempfehlungen zu geben oder
aufzulisten, was CBD alles bewirkt. Die Produkte gelten als
Nahrungsergänzungsmittel und dürfen demnach keine ausgeprägte pharmakologische
Wirkung haben und nicht therapeutisch beworben werden. Weil dadurch auch die
offizielle Kontrolle der Qualität entfällt, empfiehlt es sich, Hanfprodukte
ausschließlich in seriösen Geschäften und etablierten Online-Shops mit
Qualitätsversprechen zu erwerben, um sicherzugehen, dass der Inhalt hält, was
das Etikett verspricht.